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11. 12. 2004 – 28. 1. 2005
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23. 10. – 27. 11. 2004
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11. 12. 2004 – 28. 1. 2005
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meeting identities I
23. 10. – 27. 11. 2004
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23. 10. 2004
Künstler*innen: Samira Fansa, Cheryl Joscher, Justus, Winja Lutz, Bas Meerman, Martina Minette, Katharina Mouratidi, Toni Schmale, Marianne Stoll, Toni Wirthmüller, Veronika Witte, Johannes Zits
Eine Ausstellung zur Geschlechterproblematik
aus der Sicht zeitgenössischer KünstlerInnen:
Geschlecht und Sexualität sind neben politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen nach wie vor zentrale Aspekte in der Diskussion um die subjektive Identität des Menschen. Insbesondere angesichts neuer Einflüsse auf Körperbilder und Geschlechterrollen durch politische Veränderungen, moderne Medien und eine omnipräsente Werbeindustrie ist die Frage nach Identität am äußeren Erscheinungsbild der Menschen, an ihrem Umgang mit Rollenerwartungen und an ihren geschlechtlichen wie sozialen Praktiken wieder signifikanter ablesbar.
Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen artikulieren sich weltweit über die politischen und ökonomischen Faktoren hinaus an der sich verändernden geschlechtlichen Konstruktion von Körper und sozialer Rolle. Neben eindeutig konservativen Trends, die auf eine Renaissance tradierter Rollenverhältnisse und Geschlechterkonstruktionen abzielen, zeigen sich zunehmend subversivere Lebensformen, deren Ziel die permanente Hinterfragung von Klischees und in der Folge der Boykott aller kollektiven Erwartungen an Geschlecht und seine eindeutige Definition ist.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Fragestellungen zu Identität in der pluralistischen Gesellschaft der Gegenwart. Sie werden vorwiegend anhand geschlechtlicher Zuordnungen, Definitionen und Grenzziehungen verhandelt. Eine wesentliche Referenzebene der KünstlerInnen ist dabei die kritische Auseinandersetzung mit dem traditionellen binären Geschlechtersystem, das aufgrund sich verändernder sozialer und politischer Konstellationen in der Gegenwart zunehmend diskutiert wird.
Alternative und subversive Formen individuellen wie kollektiven Umgangs mit Geschlecht jenseits der Stereotypien männlich und weiblich werden ebenso vorgestellt, wie die Konsequenzen aus der Gefährdung subjektiver Identität durch Globalisierungsprozesse, Neoliberalismus und Gentechnologie.
Die KünstlerInnen thematisieren insbesondere die Aspekte, die Geschlechtlichkeit und körperliche Identität zu einem Indiz für die Zugehörigkeit zu spezifischen sozialen und politischen Zusammenhängen bzw. zum Ausschluß von diesen machen:
So werden u.a. die gesellschaftspolitische Gleichstellung von Frauen, die geschlechtliche Identitätssuche von Jugendlichen, das Thema gender in der Kunst- und Kulturgeschichte, aber auch die Bildung von queeren Subkulturen und neue Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung aufgrund von
geschlechtlicher und sexueller Identität bzw. von der Norm abweichendem Verhalten behandelt.
“ich, du, er sie, es – corporate genders” diskutiert den Themenkomplex Geschlecht aus der subjektiven Perspektive von 14 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus Deutschland, den Niederlanden, Thailand, Kanada und den USA.
Sie alle setzen sich in ihren Arbeiten nicht nur kritisch mit den traditionellen Geschlechterkonventionen auseinander, von denen das Zusammenleben einer Gesellschaft und deren zentrale Konflikte noch immer dominiert werden, sondern sie beziehen in ihre Betrachtungen – analog zum Titel der Ausstellung – sowohl die Beschäftigung mit der eigenen subjektiven Identitätssuche, als auch die Kommunikation mit einem individuellen wie kollektiven Gegenüber ein.
Ein großer Teil der Arbeiten zeigt sensible Portraits und analytische Beobachtungen von Menschen, deren Lebensrealität und Alltagswirklichkeit ursächlich von ihrer geschlechtlichen Identität und den Auseinandersetzungen mit einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit geprägt wird. Sie sind in realen oder fiktiven Situationen dargestellt, werden portraitiert bzw. karikiert, kommen zu Wort und inszenieren sich selbst. Im Mittelpunkt der Beiträge stehen neben individuellen Charakteristika und persönlichen Lebensformen immer wieder körperliche Aspekte, auf denen die Trennung der Geschlechter im Wesentlichen aufbaut.
Solche Differenzierungen und eindeutige Definitionsabsichten anhand des Körperlichen, die nicht selten weniger sozial und individuell, als vielmehr naturwissenschaftlich und generalisierend begründet werden, führen in nicht wenigen Fällen zu Ausgrenzung, Diskriminierung und unabsehbaren Folgen für das Subjekt. Sei es in Hinblick auf solch fragwürdige Kriterien wie Schönheit, Unversehrtheit und Jugend oder solche wie Gesundheit und Reproduktionsfähigkeit.
Gemeinsam ist allen Arbeiten der Ausstellung die Skepsis gegenüber den klassischen Geschlechterrollen und der Aussagekraft einer äußerlich scheinbar eindeutigen Identität, die häufig nur wenig über wirkliches Geschlecht, gelebte Sexualität und frei gewählte Lebensform vermittelt.
„ich, du, er, sie, es – corporate genders“ entwickelt in der Gesamtschau der Beiträge ein ebenso heterogenes wie überzeugendes Panorama zeitgenössischer Geschlechterverhältnisse.
corporate (engl.) = vereinigt, gemeinsam, gender (engl.) = Geschlecht, queer (engl.) = anders, quer, homo-/ transsexuell
“ich, du, er, sie, es – corporate genders” ist die erste von fünf Ausstellungen in der neuen Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten, die unter dem Titel „meeting identities“ in der Saison 2004/2005 die Themenkomplexe Geschlecht, Nation/ Ethnische Herkunft, Religion/ Glauben, Generationenzusammenleben und Arbeit/ Arbeitslosigkeit behandeln.