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Motion 4 – Tachometer

Performance Tage 2008

Performance: 

Fr 15. 2. – Sa 16. 2. 08

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farb_laut

Finissage, Performance:

Sa 15. 11. 08, 17 Uhr

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Die Brüder Himmler

Lesung:

Mi 17. 9. 08, 20 Uhr

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INSelOMNIA

Lesung:

Fr 27. 6. 08, 19 Uhr

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Moabiter Kulturtage 2008

Kunstfestival:

Do 26. 6. – So 29. 6. 08

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Another China

Filmabend:

Do 12. 6. und Do 19. 6. 08, jeweils 20 Uhr

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Another China

Präsentation:

Do 29. 5. 08, 17 Uhr

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Another China

Aktion, Performance, Vortrag:

Do 22. 5. 08, 20 Uhr

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Motion 4 – Tachometer

Performance:

Fr 15. 2. – Sa 16. 2. 08

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Raum : Selbst

Künstler*innengespräch:

Mi 6. 2. 08, 20 Uhr

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Tachometer

Tachometer

Motion 4 – Tachometer ist der Gradmesser für den Stand der Dinge der Kunst-Performance.

An zwei Tagen zeigt die Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten einen Querschnitt durch die aktuelle Kunst-Performance-Szene. Am ersten Tag geben Screenings und Projektionen von Performances einen Überblick über aktuelle Produktionen, abends findet eine Diskussion zum Thema statt. Am zweiten Tag zeigen verschiedene Performer ihre gegenwärtigen Arbeiten.

Ausgangsmaterial des Performers ist der Körper. Dieser ist losgelöst von dramaturgischen Zusammenhängen und wird auf seine Funktionalität und Materialität reduziert. So wird er zum Spielball seiner selbst in der Hand des Künstlers. Die Performance reduziert den Körper auf seine taktilen Funktionalitäten und elementaren Interaktionsmuster. Aber die Handlung des Künstlers verweist in ihrer singulären Losgelöstheit über den unmittelbaren Moment hinaus. Sie spiegelt den von Medien generierten Körperkult ebenso wider wie die aktuelle Zerrissenheit des Einzelnen zwischen tradierten Rollen- und Geschlechtermustern und der Ahnung, dass es auch ganz andere Definitionen des Individuums geben könnte.

Früher atmeten Performer eingeschlossen in einen Stein, oder vergruben sich in der Erde, amputierten sich Gliedmaßen, ließen sich Ohren auf Arme verpflanzen oder operierten sich Höcker auf die Stirn. Der Körper war das primäre Werkzeug des Performers ­ und das ist er noch immer. Aber sein Verständnis wandelt sich. Es pendelt zwischen der virtuellen Verflüchtigung im Cyberspace und der Neuintonation von sozialen Handlungsmustern. Aktuelle Arbeiten untersuchen sowohl verblichen geglaubte Geschlechterverhältnisse, die unvermutet eine Renaissance erleben, wie auch Arbeits- und Gesellschaftszusammenhänge.

Der Akt der Performance macht sich hierbei neueste Medien zu eigen, agiert auf höchstem filmischen und dokumentarischen Niveau oder reduziert die Handlung, dem Geist der Arte Povera entsprechend, auf minimalistische Gesten. Abseits einer vom Kunstmarkt gewünschten Vermarktbarkeit ist die Kunst-Performance vorwiegend ein soziales Ereignis. Gelegentlich wird aus dem Zuschauer selbst der Akteur, nicht selten verkehren sich die Rollen des Darbietenden und des Rezipienten. Politische Implikationen verorten die Performance mitten in der Gesellschaft und fokussieren gesellschaftliche Verwerfungen, ohne diese ausdrücklich zu benennen oder aufs pädagogische Podest zu heben.

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Freitag 15. Februar 08, ab 18 Uhr

Videos (ab 18 Uhr)
Permanent Rotation: Julia Vitalis, Stefan Hauberg, Dovrat Meron, Dana Sederowsky, Julie Jaffrennou, Amelia Jimenez und Ron Eding, Smitha Cariappa, Gaia Bartolini, Adrian Lohmüller, Nenad Nikolic, Alexandra Gneissl.

Offene Diskussion (20 Uhr)
mit Arnd Wesemann (Theaterkritiker), Susanne Truckenbrodt (freie Regisseurin), Petra Reichensperger (Kunstwissenschaftlerin), BBB Johannes Deimling (Künstler), Richard Rabensaat (Künstler).
Das vom Theater befreite Theater bedient sich frech an der Selbstperformance der bildenden Kunst. Wollen wir wirklich die Unterwanderung der Kunst aus dem Anspruch an ihre Theatralisierung? Oder ist das spätestens seit Matthew Barney und Robert Wilson alles Unsinn? Ist es nicht gerade der Adel der Kunst, der das Theater von seiner staatlichen Ordnung und Sittlichkeit befreit? [Arnd Wesemann]

Performances:

Plateforme Versatile
Plateform Versatile bewegt sich am Schneidepunkt verschiedener Modi und Ausdrucksformen: spoken word performance, electronic music, video und body art. Plateforme Versatile ist ein Experiment auf der Suche nach einer integrativen Plattform der verschiedenen Künste. Bilderschichten überlagern sich, visuelle Strukturen durchdringen sich, eingefasst vom Monolog einer selbstversunkenen Stimme und untermalt von dunkler, hypnotischer Musik. So nimmt der Performer den Zuschauer mit auf eine Reise, die ihn zum Beobachter einer absurden Welt, überzogen von Horror und durchdrungen von verwehter und zerbrechlicher Schönheit macht.

Hanne Seitz
Verflüssigungen oder Wieviel Leben (v)erträgt die Kunst.
Lecture-Performance in 7 Gängen und 54 Minuten.
Der Vortrag windet sich formal entlang dem Labyrinth – einem auf Daedalus beruhenden Raumkonzept, dem die Fibonacci-Reihe als Zeitverfahren übertragen ist. Inmitten der sieben Gänge werden die Kunst und die Schönheit, das Zählen und Erzählen, aber auch Steinhaufen und Paradigmenwechsel verhandelt. Es geht um die Verflüssigung und Entgrenzung der künstlerischen Autonomie, um die Verzeitlichung und Prozessbezogenheit der künstlerischen Verfahren und zuletzt um die Frage, wieviel Leben Kunst (v)erträgt.

Samstag 16. Februar 08, ab 18 Uhr

Rotating Video Installation (ab 18 Uhr)

Performances (ab 19.30 Uhr):

BBB Johannes Deimling
BBB Johannes Deimling inszeniert zumeist kurze Performance Pieces, die einen Gedanken, eine alltägliche Bewegung oder eine momentane Befindlichkeit fokussieren. Dabei hantiert er mit einfachen, „armen“ Materialien wie Brot, Salz, Nudelbuchstaben, Heftpflaster und dergleichen. Seine Inszenierungen bewegen sich zwischen längere Zeit andauernden Still-life Performances und kurzen, heftigen Handlungen. Bei seiner Performance „Genesis“ scheute der Künstler nicht vor grunzendem Imponiergehabe urzeitlicher humaner Handlungsimpulse zurück, während er den selbst inszenierten Größenwahn des Künstlers mit einer riesigen, im sakralen Raum installierten „Ich-Fahne“ nachdrücklich ironisiert. Häufig knüpft Deimling an gewohnte Alltagsvorgänge an, verfremdet diese jedoch in einer Art und Weise, die in ihrer eruptiven Absurdität gelegentlich an Beckett erinnern.
www.bbbjohannesdeimling.de

Birgit Ramsauer

Die Performances von Birgit Ramsauer sind stark zeichnungs- und bildorientiert. In Berlin inszenierte Birgit Ramsauer im vergangenen Herbst vor der Neuen Nationalgalerie während der Ausstellung „Die schönsten Franzosen“ eine Performance. Sie bat die Wartenden aus der Besucherschlange, den Boden zu berühren und zeichnete dann deren Umrisse auf einen vorgefertigten Grund. Eine Woche lang gerannen so die immer wieder wechselnden Schemen zu einem farbigen Muster, das nicht zuletzt an Jackson Pollocks Drippings erinnerte. Die kumulative Spiegelung der Besucherströme ließ ein organisch wirkendes Mosaik entstehen. Bei M4 wird Birgit Ramsauer sich wiederum zwischen den Mitteln der Zeichnung und der performativen Inszenierung bewegen und dabei in der für ihre Arbeiten typischen Weise die Zuschauer mit in das Geschehen einbeziehen.
www.birgitramsauer.net

Heide Hatry
Mit ihren Skin Performances evoziert Heide Hatry Assoziationen, die bei stets auf politische Korrektheit bedachten Medien auf Befremden stoßen mögen. Die äußerst konzentriert arbeitende und perfekt inszenierende Künstlerin nutzt das emotionsgeladene Material, um hieran eine ganze Reihe von kulturellen und politischen Themata zu deklinieren und zu problematisieren. Der Zuschauer kommt nicht umhin, die Definition des Selbst durch die jeweils auferlegte soziale Rolle ebenso zu hinterfragen wie die Verdrängung urtümlicher körperlicher Vorgänge wie Geburt und Tod, die sich in den häufig lang dauernden Performances von Hatry ins Bewusstsein drängen.
www.heidehatry.com

Monika Ortmann + Katharina Lattermann
Schwarze Strumpfhosen spannen sich in der Installation „Coco geht aus“ durch den Raum. Der zerrissene, gedehnte, verzwirbelte Stoff lässt Assoziationen an Weiblichkeit wachwerden. Der Zuschauer verwebt diese gedanklich unweigerlich mit der konkreten Inszenierung zu einem undurchschaubaren, abstrakten Geflecht. Die Netzstruktur bietet sich an als Metapher der Netze, deren kommunikative Grundmuster uns im täglichen Leben und im World Wide Web umfangen. Die Schwere der Frucht, die in der Installation pendelt und in der Performance gegriffen, umfasst und möglicherweise zerstört wird, bildet den Kontrapunkt zu der nahezu körperlosen Spannung des schwarzen Gespinstes. Coco wandelt durch die ausgesparten Räume des zerspannten Gewebes, befreit sich aus Verstrickungen und verweist in ihrer Aktion auf die Netze aus persönlichen Bekanntschaften und medialer Reizüberflutung. Versponnen in die Installation und die Aktion verliert sie sich im hier konkret gewordenen hypertextuellen Gespinst. Anna Ortmann, Michael Merkt + Bert Esdohr.
www.monika-ortmann.de

Ivan Civic
Der Performer Civic agiert in überhitzten Kabinen und setzt sich dort extremen Temperaturen und Gerüchen aus, kraxelt als Kletterer vor einer Projektion seiner Geburtsstadt Sarajevo oder inszeniert sich als körperverliebter Tänzer so lange, bis er am physischen Ende seiner Kraft angelangt ist. Ivan Civic setzt sich in seinen Performances mit den kulturellen und sozialen Eindrücken auseinander, die den Körper des Künstler prägen. In einer von Migration und globaler Unrast gekennzeichneten Welt problematisiert Civic zerfasernde kommunikative Zusammenhänge, von denen das Individuum vormals annehmen konnte, sie seien konstant.
www.i-p-g.org/artist_ivanc.html

Marc Aschenbrenner
Aufgehängt an einem schwebenden schwarzen Ballon, verschwindend in einer goldenen Hülle oder zu einem grün grinsenden Totenkopf geworden, lotet Marc Aschenbrenner in seinen Performances die Grenzen physikalischer Belastbarkeit des Körpers aus. Eingekleidet in surreal anmutende Formen umkreisen seine Inszenierungen das Vanitas-Thema der Vergänglichkeit des Körpers ebenso wie den Kreislauf von Geburt, werdendem Leben und Tod. In ihrer unterschwellig gärenden Morbidität lassen die Performances und Videoarbeiten des östereichischen Künstler eine Verwandtschaft zu Künstlern der Region erkennen, die es stets vermochten, österreichischen Charme mit einer geharnischten Portion Fatalismus zu verknüpfen. Den Betrachter fesseln die Performances von Aschenbrenner durch ihre Intensität, die zugleich durch ihre gelungenen Bildfindungen und den Rekurs auf kunsthistorische Themata intellektuell faszinieren.

Richard Rabensaat
Von Medienbildern evozierte Deutungen des männlichen Körpers, die Prägung des Individuums durch soziale Strukturen und deren Herrschaftsmechanismen und der Rückgriff auf modern interpretierte Mythologien sind Themen der Performances von Richard Rabensaat. Häufig mit einer Vielzahl von Materialien agierend, kulminieren seine Performances in prägnanten Bildern, deren Interpretationsmöglichkeiten den Zuschauer zu nachhaltigen Reflexionen anregen.

Kuratiert von Richard Rabensaat